Horgen, Villa Seerose
Die Gemeinde Horgen besitzt mit der 1902-1904 errichteten Villa Seerose eine der bedeutendsten herrschaftlichen Villenbauten aus dem frühen 20. Jahrhundert in der Zürcher Landschaft. Der in der stilistischen Umbruchphase nach der Jahrhundertwende entstandene Palazzo am See ist historisch eng verknüpft mit der Bedeutung der Gemeinde als Zentrum der Seidenindustrie. Hinter dem imposanten Bauwerk steht nämlich der gebürtige Horgner Seidenindustrielle Jacques Huber-Kudlich (1851-1918), der in den Vereinigten Staaten zu einem grossen Vermögen gelangt war und im Volksmund auch Millionen-Huber genannt wurde. Er liess die Villa als Alterssitz durch Architekt Konrad von Muralt (1859-1928) errichten. Dabei hatte dieser die kostspieligen Vorstellungen und Wünsche des Bauherrn umzusetzen.
Die malerische Villa Seerose umfasste früher zahlreiche Nebenbauten und einen überaus grosszügigen Park mit wertvollem Baumbestand. Im Verlauf der vergangenen 100 Jahre erlebte das Ensemble wechselvolle Zeiten, wobei die Verkleinerung des Parks und der Abbruch der Nebengebäuden in den 1950er Jahren besonders einschneidend waren. Die wesentlichsten Elemente, die den Wert dieses Gesamtkunstwerks an der Wende vom Historismus zum Jugendstil ausmachen, sind aber erhalten geblieben. Mit der vom Komitee Pro Villa Seerose im Jahr 2004 veranstalteten Jubiläums-Ausstellung wurde der hohe kulturgeschichtliche Stellenwert der Villa, die sich seit 1954 im Besitz der Gemeinde befindet, einem grossen Publikum vor Augen geführt. Zum gleichen Zeitpunkt erschien das Horgner Jahrheft 2004 mit dem Titel 100 Jahre Seerose, in dem verschiedene Autoren unterschiedlichste Aspekte zum Bau, zum Park und seiner Einfriedung würdigen.
Die vorliegende, von der Kantonalen Denkmalpflege initiierte und vom Kunst-historiker Albert Jörger, Horgen, verfasste Schrift mit zahlreichen Abbildungen weitet in einem ersten Teil die früher gewonnenen Erkenntnisse zur Bau- und Besitzergeschichte aus und stellt den Bau in den entsprechenden architekturgeschichtlichen Rahmen. Architekt von Muralt hat in der Seerose namentlich Aspekte der Villenbauten des Zeitgenossen Karl Moser (1860-1936), die dieser für bedeutende Badener Industrielle entworfen hatte, verarbeitet. Als Abschluss des ersten Teils sind wichtige Quellenabschriften zum Bau und dessen Schicksal zusammengestellt.
Den umfangmässig grösseren Teil nimmt der kommentierte Fotokatalog zu den einzelnen Räumen ein, in dem der Zustand der Innenräume 1917 anhand der historischen Aufnahmen von Fotograf Jean Gaberell (1887-1949), Thalwil, der heutigen Situation gegenübergestellt wird. Die komplett abgebildeten Innen-aufnahmen Gaberells, die heute im Ortsmuseum Horgen aufbewahrt werden, sind fotografische Zeugnisse von herausragender Qualität und belegen die Wohnkultur in einer herrschaftlichen Villa am Zürichsee im frühen 20. Jahrhundert. Mit der vorliegenden Schrift hat es der Autor verstanden, den architektur- und kunstgeschichtlichen Stellenwert der Villa Seerose prägnant aufzuzeigen und in einen grösseren kulturgeschichtlichen Zusammenhang zu stellen.
Autor: Albert Jörger
September 2006, 88 Seiten, 169 s/w und farbige Abbildungen, Format 210 x 297 mm, broschiert
ISBN | 978-3-905681-21-5 |
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